Business-Coaching and more

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30 - Humor und Provokation

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Humor und Provokation gehen Hand in Hand. Eingesetzt wird es, um beim Klienten eine Reaktion auszulösen. Hierbei gibt es jedoch einige Vorbedingungen, die es zu beachten gilt: Erstens sollten Coach und Klient eine gute Basis miteinander haben, Sympathie und Wertschätzung sind hier essenziell. Zweitens sollten beide auch selbst über Humor verfügen, denn humorlose Personen kommen mit gezielten (und nicht ganz ernstgemeinten Provokationen) möglicherweise nicht gut klar. Funktioniert die humorvolle Provokation, so ist sie im Grunde eine Abkürzung im Coaching-Prozess, die einen umfassenden Perspektivwechsel oder ein starkes Aha-Erlebnis auslösen kann.

Gute Beziehungsebene als Voraussetzung

Gibt es keine gute Beziehungsebene zwischen Coach und Klient, kennen sich beide noch nicht, so kann eine (humorvolle) Provokation sehr schnell falsch verstanden werden. Das geht sogar so weit, dass sich der Klient durch den Coach gekränkt fühlen könnte. Es ist daher empfehlenswert, mit provokativen Maßnahmen im Coaching-Prozess so lange zu warten, bis die Beziehungsebene entsprechend aufgebaut ist.

Eine weitere Gefahr ist zudem, dass Coaches manchmal angesichts eines zähen Prozessverlaufs frustriert sind und die Provokation zwecks Beschleunigung einsetzen – ohne dabei aber auf den Klienten zu achten. Geschieht dies, so liegt der Grund im Frust bzw. Frustabbau des Coaches, nicht aus dem Motiv heraus, dem Klienten Unterstützung zu bieten.

Ursprünge der provokativen Therapie und ihre Wirkungsweise

Frank Ferrelly gilt gemeinhin als Entwickler der Therapie unter Zuhilfenahme der humorvollen Provokation. Entstanden ist sie Kontext seiner Tätigkeit als Gefängnistherapeut. Hier merkte er, dass er kaum Fortschritte mit seinen Patienten machte, da sie sich seinen Ansätzen und Maßnahmen entwanden. Im Laufe der Zeit allerdings nutzte er immer stärker humorvolle Provokationen, die Erfolge zeigten. Sein Konzept bzw. seine Annahme dabei: An der Stelle, wo er die Provokation einsetzt, erwartet er vom Patienten eine gegensätzliche Reaktion.

Konkret heißt das, man nimmt die möglichen Zweifel des Klienten und gibt sie ihm zugespitzt zurück. Wenn der Klient an seiner Fähigkeit zweifelt, die ihm angebotenen neue Position im Unternehmen auszufüllen, wird das genommen und zugespitzt: „Sie sind für diese Stelle nicht geeignet, vielleicht sogar überhaupt nicht in der Lage, Verantwortung im Unternehmen zu übernehmen“. Angestrebt wird damit die Gegenreaktion des Klienten, der nun anfängt, zu begründen, dass dies nicht stimme und er aus bestimmten Gründen doch die Befähigung hätte, jene Position einzunehmen. Der Klient fängt an, für sich selbst zu argumentieren. Das ist allerdings ein sehr starkes, ernstes Beispiel und man kann davon ausgehen, dass je ernsthafter die Provokation in Inhalt und Vortrag ist, desto stärker die Gegenreaktion ausfällt – und desto höher auch die Gefahr ist, den Klienten bei einer unzureichend etablierten Beziehungsebene zu kränken. Um Kränkungen zudem vorzubeugen, ist es wichtig, dass nicht die Person des Klienten, sondern der Sachverhalt, das Anliegen Bestandteil der Provokation ist. Die Situation oder die Rahmenbedingung kann ins Lächerliche gezogen werden, nicht aber der Klient.

Lachen als Problemlöser

Das Lachen über ein Problem kann der erste Schritt zu dessen Lösung sein, da man so das übliche Vorgehen bei der Problembetrachtung durchbricht, was zu einer Veränderung bzw. zu einem Wechsel der Perspektive führen kann. Das Lachen über ein Problem kann u.a. daraus entstehen, indem der Coach es vollkommen ad absurdum führt oder extrem zuspitzt und damit ins Lächerliche zieht. Das schwierige Problem wirkt durch das Lachen leichter und handhabbar.

Auch hier ist es wichtig, dass nicht über, sondern mit dem Klienten gelacht wird. Die Situation, das Problem ist das Lächerlich gemachte, nicht der Klient selbst.

Dauer: 31:08 Min.


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