15 - Kreativität
Oftmals kommt es vor, dass wir meinen, nicht (mehr) kreativ zu sein. Dann muss man sich an die eigene kreative Entwicklung, das viele Lernen insbesondere im Kindesalter erinnern und zurückversetzen. Denn diese Ressource des einstigen kreativen Lernens und Entwickelns hat jeder Mensch weiterhin in sich, in jedem von uns steckt Ideenreichtum, Phantasie und Kreativität – man muss das „nur“ reaktivieren.
Viele Menschen und darunter insbesondere Führungskräfte oder Manager, die sich eher als rational oder sogar als rein zahlenorientiert betrachten, haben oft ein falsches Bild von Kreativität. Es ist nämlich falsch, sich unter dem Begriff lediglich das Malen von Bilder oder Schreiben von Lyrik vorzustellen. Nicht nur künstlerische Berufe haben große kreative Anteile, so kann man, spitz formuliert, auch sehr kreativ beim Erstellen von mathematisch komplexen Excel-Tabellen vorgehen oder grundsätzlich originelle Lösungswege für Probleme im Unternehmen entwickeln. Ohnehin kann man durchaus so weit gehen und sagen, dass das Spitzenpersonal in den allermeisten Berufen, sei es nun ein Arzt, Steuerberater oder Rechtsanwalt, ein hohes Maß an Kreativität zeigt. In den genannten Berufen ist das Suchen und Finden von Ideen, Wegen, Lösungen usw. zentral. Aber man stelle sich auch einen Bäcker oder erst recht einen Konditor vor, der einfallslos immer nur das Gleiche backt.
Ganz grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass in einer Umwelt mit einer hohen Veränderungsdynamik, wo man sich ständig an veränderte Situationen anpassen muss, Kreativität nicht wegzudenken ist. Zugleich bietet die kreative Herangehensweise an die Arbeit auch eine Art Leichtigkeit und insbesondere Freude.
Wie kann Kreativität bzw. kreatives Denken aktiviert und unterstützt werden?
Kreatives Denken setzt zunächst eine „innere Erlaubnis“ voraus. Man nimmt sich in einer bestimmten Situation Zeit, um z.B kreativ seine Gedanken schweifen zu lassen. So löst man sich von den alten Strukturen und macht bewusst etwas anders, als man es für gewöhnlich macht. Daraus entwickelt sich in der Regel ein Perspektiv- und v.a. ein Musterwechsel – oftmals kommt man dann auch auf die Ebene des Spiels, zumindest des Gedankenspiels. Auf dieser Ebene ist es dann auch erlaubt (und wichtig) zu spinnen, zu probieren (auch Abwegiges), zu experimentieren. Doch für diesen spielerischen, ggf. auch als albern aufgefassten Zustand braucht man die zuvor genannte Erlaubnis. Gerade im Coaching als einem geschützten Raum kann die spielerisch-kreative Ebene beschritten werden. Hier kann der Klient unbeobachtet „spielen“ und „spinnen“ und sich so kreativ den Anliegen und Problemen widmen. Versteht man Kreativität (im beruflichen Kontext) als das Finden ungewöhnlicher Lösungswege und den spielerischen Umgang damit, dann darf man ganz klar sagen: Jeder Mensch hat eindeutig das Potenzial, kreativ zu sein.
Zwar gibt es viele Tools, die Klienten auf dem Weg zu diesem Zustand unterstützen können. Doch das bekannteste und vielleicht einfachste ist das Brainstorming: Hier kann man i.d.R. offen und ohne kritisiert zu werden Gedanken und Ideen aufwerfen – und dann schauen, was man daraus machen kann.
Eine andere Maßnahme, um das kreative Denken zu aktivieren, liegt beispielsweise in der Übung, sich Umstände auszudenken, die die momentane Situation deutlich verschlimmern würden. Hintergrund ist, dass wir sehr gut darin sind, Dinge viel schlechter und gewichtiger zu sehen, als sie tatsächlich sind. Und so beginnt dann das Spiel mit Szenarien, aus denen neue Einsichten, neue Perspektiven für den Coaching-Prozess entstehen können. Analog dazu kann man sich Zuhause, im Büro (auch mit dem Team zusammen) oder im Coaching-Prozess drei Orte bzw. Stellen einrichten: Ein Platz, an dem man seiner Kreativität und den so entstehenden Gedanken und Ideen freien Lauf lässt; ein anderer Ort, an dem diese Ideen (auch zu einem deutlich späteren Zeitpunkt) sehr kritisch hinterfragt werden; am dritten Platz sitzt dann sozusagen der Realist, der die Idee mit der Kritik zusammenbringt und schaut, was grundsätzlich möglich und damit verwertbar ist.
Kreativität bringt (Entscheidungs-)Freiheit
Ist man in der Lage, sich mögliche Szenarien, wie z.B. Lösungswege für Probleme vorzustellen und kreativ damit zu spielen, so schafft man sich Entscheidungsfreiheit. Fügt man den Szenarien noch Risikoanalysen an, betrachtet die Wahrscheinlichkeit deren Nutzens, so hilft Kreativität letztlich bei der strategischen Planung und Ausrichtung.
In diesem Sinne schafft Kreativität Optionen für eine anstehende Entscheidung: Hat man keine Optionen, so kann man sich auch nicht entscheiden. Kreativität wird damit zur Voraussetzung für Entscheidungen. Und wer keine Möglichkeit der Entscheidung hat, ist letztlich nicht frei, sondern ausschließlich durch äußere Einflüsse bestimmt.
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